Transafrika

Hakuna Matata – Ich fuhr dann mal in den Süden

Am 5. Oktober 2015 um 9.00 Uhr drehte ich den Zündschlüssel meiner BMW GS 800 Adventure herum, legte den ersten Gang ein und startete in das Abenteuer „Transafrika“. Von Würzburg nach Cape Town, mehr als 21.000 Kilometer durch 17 Länder in 4 Monaten auf 2 Rädern. Vom Mittelmeer über den Äquator, zum Indischen Ozean dann rüber zum Atlantik, runter zum Kap und zurück an den Main. Mit diesem „once in a lifetime event“ erfüllte sich für mich ein lang gehegter Wunsch.

Neben all den Bedenken, die gegen einen solchen Plan sprachen, gab es immer einen Grund mehr, der dafür sprach. Einer ist das Charity-Projekt: „Rollstuhl-Basketball in Uganda“ von ROLL STRONG, der Entwicklungskommission des Deutschen Rollstuhlsport-Verband DRS. Seit 2012 unterstützt ein ugandisch-deutsches Team aus Experten und Freiwilligen den Wunsch der ugandischen Regierung Menschen mit Behinderung die Freude am Sport zu vermitteln und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verbessern. Damit dies realisiert werden kann, braucht es Rollstühle. Für 350€ kann die Mechaniker-Werkstatt vor Ort in Gulu und Kampala einen Rollstuhl herstellen. Die Sportstiftung, die der Weltklasse-Schwimmer Thomas Lurz und ich zugunsten Behindertensport ins Leben gerufen haben, hat das Projekt in Uganda mit 10 Rollstühlen unterstützt. Ich habe auf meiner Tour in Kampala vorbeigeschaut und Grüße aus Würzburg überbracht.

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Print: „Abgefahren“

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Diesen Reisebericht von Claudia Metz und Klaus Schubert habe ich nach meiner Tour mit wachsender Begeisterung gelesen. Gegen die 16 Jahre – Tour um die Welt war mein Transafrika-Ausflug gerade mal Kindergeburtstag und Ponyreiten. Wahnsinn was die beiden erlebt, durchlebt und überlebt haben.  Ich spüre so ein Kribbeln in der Gashand …

Die Story ist abgefahren und toll aufgeschrieben.

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„Der Publikumserfolg mit über 60.000 Exemplaren – jetzt erstmals als Taschenbuch 1981 sind sie losgefahren, 1997 kamen sie zurück – in ein völlig verändertes Deutschland. Dazwischen lag eine Reise um die ganze Welt. Mal eben mit dem Motorrad nach Japan, auf dem Landweg über Jugoslawien, Griechenland, Türkei, Iran, Pakistan und Indien – der Plan war verrückt genug. Klaus ist 23, Claudia, die nie zuvor Motorrad gefahren ist, gerade mal 20. Zehn Monate sollte die Fahrt dauern, das hatte Klaus minutiös geplant. 16 Jahre später kehren sie nach Köln zurück – auf dem Rhein, mit ihrem von den Motorrädern angetriebenen Boot Juma, das sie im Amazonas gebaut haben. …“

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Südafrika

22.01.2016 Oranje River Citrusdal
Am Morgen geht es völlig entspannt über die Grenze. Ein letztes Mal Customs und Imigration. Was vor einigen Wochen noch ein Alptraum war, ist hier easy going. Wir fahren Richtung Süden auf der Cape Namibia Route (South). Wir lassen und treiben. Hier oben im Norden Südafrikas ist Nowhereland.

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Das einzige was uns aufhält sind die langen Baustellen, die einspurig werden und an denen man schon mal 15 Minuten warten kann, bis die Ampel wieder auf Grün schaltet. Auf der A 7 geht es an Springbok vorbei. In Vanrhynsdorp trennen sich fürs Erste unsere Wege. David will nochmal zu einer Farm, die er auf der Hinreise verpasst hat. Er gibt mir seine Empfehlung für ein nettes kleines Hotel in der Kapregion. Dort werden wir uns in ein paar Tagen wiedersehen. Mein Tagesziel heißt Citrusdal. Bevor ich die Stadt, die für den Orangen- und Zitronenanbau bekannt ist erreiche, muss ich allerdings nochmal durch ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner. Völlig durchnässt komme ich im Hotel an. Im Gegensatz zu mir, sind auch hier die Einheimischen dankbar und froh, dass es geregnet hat, weil auch Südafrika von der außergewöhnlichen Trockenheit betroffen ist. Aber was bleibt mir anderes übrig, als mich dann doch mit ihnen zu freuen. Ein weiterer Grund zur Freude ist, dass ich am nächsten Tag mein Reiseziel „Cape Town“ erreichen werde. Jetzt kommt auch ein wenig Stolz auf, dass ich ohne große Probleme durch Afrika gefahren bin … und das, obwohl ich kein ‚Schrauber‘ bin. Darauf trinke ich einen guten heimischen Rotwein.

23.01.2016 Citrusdal – Kapstadt
Heute ist es dann soweit. Ich breche auf, um schon am Nachmittag in Cape Town zu sein. Eine kurvige Straße windet sich von Citrusdal hoch und bietet mir einen wunderbaren Blick ins fruchtbare Tal.

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Heute wird es heiß auf dem Motorrad. Die weiten Getreidefelder sind abgeerntet und sorgen für ein goldenes Licht. Der Himmel ist stahlblau. Von Weitem sehe ich schon die Konturen des berühmten Tafelbergs von Kapstadt … heute mal ohne die berüchtigten Wolken.

 

Man fährt noch lange durch die riesigen Townships links und rechts der Autobahn, bis man ihm nahekommt. Fast andächtig stelle ich mein Motorrad an der Waterfront ab, ganz nahe am Fußballstadion, in dem 2010 Spanien Fußball-Weltmeister wurde.

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Würzburg – Kapstadt, Da bin ich. Nach vier Monaten und 21.000 km auf zwei Rädern. Das Gefühl ist überwältigend, als ich vom Motorrad steige. Ganz glauben kann ich es noch nicht. Auch kann ich die komplette Tour durch 17 Länder in ihrem vollen Umfang noch nicht begreifen. Nun bin ich also an meinem Ziel.

 

Ich bin so zeitig an mein Ziel gekommen, dass ich mich nun riesig freue, dass ich noch zwei Wochen bis zu meinem Abflug habe. Genug Zeit, um noch einige Touren in der Kapregion zu machen, diese Gegend etwas besser kennen zu lernen, bevor ich das Moped zum Verschiffen fertig machen muss. Die Hotel-Empfehlung von David, im südlich von Kapstadt gelegene Hout Bay, suche ich natürlich auf. Auf einer tollen Fahrt entlang der Atlantikküste, an der Bergkette ‚Zwölf Apostel‘ vorbei, durch das mondäne Campsbay und Llandudno über einen Bergsattel, führt mich der Weg dort hin. Wie nicht anders zu erwarten: eine super Empfehlung! Vom Hotel Riverside Estate in der Valleyroad in Hout Bay aus, erfahre und erlebe ich dann das Finale meiner einzigartigen Reise. Für meine unbeschreiblichen Eindrücke von einer der schönsten Regionen der Welt, lasse ich Bilder sprechen.

 

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Namibia

14.01.2016 Chobe Nationalpark nach Popa Falls
Was den Chobe auch noch ziemlich einzigartig macht, ist die Möglichkeit über eine ganz normale Landstraße mit dem eigenen Fahrzeug durch den Park zu fahren. Diverse Warnschilder und das permanente Tempolimit 30 erinnern mich daran, dass jederzeit ein Elefant, ein Warthog oder eine Gazelle auf bzw. über die Straße laufen könnte. Ich habe all diese Tiere vom Moped aus gesehen. Als ich einen Elefantenbullen fotografieren wollte, zeigte er mir deutlich was er davon hielt. Mit aufgestellten Ohren läuft er auf mich zu. Da gebe ich doch lieber Gas und lasse ihn in Ruhe.

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An der Grenze zu Namibia werde ich auf Ebola untersucht. Ein Temperatur-Messgerät wird an den Hals gelegt. Ich frage sofort, ob Ebola ein Problem in Namibia sei. Die Frage wird heftig verneint. Trotzdem wirkt die ganze Szenerie verdächtig für mich. An der Grenze nach Zambia wollte man meinen Gesundheitspass wegen der Impfung gegen Gelbfieber sehen. Ich hatte den Pass ganz tief unten in meinem Gepäch verstaut. Als ich auf die Frage „Where do you come from?“ mit „Germany“ beantwortete winkte man mich durch, ohne den Pass zeigen zu müssen.

Gemeinsam mit einer Gruppe aus Sachsen, die mit zwei Landrovern unterwegs sind, reise ich an der Spitze des Caprivistreifen nach Namibia ein. Mit der Gruppe teile ich abends den Campingplatz in Popa Falls am Okawango.

15.01.2016 Popa Falls nach Otjiwarango
Am Morgen packe ich mein Zelt und starte eine Tour, auf die ich mich bereits während der Vorbereitung zu Hause sehr gefreut habe. Die Strecke geht durch den Caprivistreifen, bzw. Caprivizipfel. Diese Ausbuchtung im Nordosten Namibias hat ihren Namen von Leo von Caprivi, dem Deutschen Reichskanzler von 1890 – 1894. Die eigenartige Grenzziehung des schmalen Streifens, die im Norden an Zambia sowie Angola und im Süden an Botswana stößt, erklärt sich durch die koloniale Vorgeschichte. Die Entstehung des Territoriums geht auf den Vertrag zwischen Deutschland und England über die Kolonien und Helgoland vom 1. Juli 1890 („Sansibar-Vertrag“) zurück. Das Deutsche Reich verzichtete in diesem auf zukünftige Ansprüche auf Witu und Sansibar. (1)

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Der Caprivistreifen mag historisch interessant sein, für mich auf dem Motorrad ist er dann jedoch eher eintönig und langweilig. In der Ost-West-Ausdehnung zieht sich der Zipfel rund 500 Kilometer hin. Immer geradeaus. Land und Leute entsprechen noch dem Bild von „Afrika“ , wie ich es im Osten kennengelernt habe, je mehr ich in Namibia in den Westen komme, verändert es sich. In Grootfontain werden aus den Lehm- und Strohhütten Häuser aus gemauertem Stein, mit grünem Vorgarten und gewaschenen Autos vor der Garage. Immer mehr Menschen sehen aus wie in Europa. Zufällig halte ich an einer Motorrad-Werkstatt. Vater Johan und Sohn Duhan justieren mir noch schnell die Speichen. Toller Schuppen. Die beiden machen das mit Leidenschaft. Ich höre das erste mal Afrikaans.

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In Otjiwarango fahre ich durch Straßen, die Prosit- und Bismarckstraße heißen. Deutsch-Südwest lässt grüßen. Spätestens ab hier habe ich das „arme Afrika“ verlassen und das „reichere Afrika“ erreicht. Nach der langen und eintönigen Fahrt von Rundu im Norden von Namibia gönne ich mir ein reichhaltiges Abendessen.

16.01.2016 Von Otjiwarango nach Swakopmund
Seit vier Uhr in der Nacht habe ich Magen-Darm-Probleme. Ich vermute, dass der griechische Salat von gestrigen Abend schuld hat. Ich fühle mich schwach. Um 10.00 Uhr schleppe ich mich doch aufs Moped. Ich will heute unbedingt an den Atlantik, nach Swakopmund, egal wie. An der ersten Tankstelle wird der Medikamentenbeutel aufgemacht. Vor allem will ich mich vor dem Dehydrieren schützen. Elektrolyte sind angesagt, mit klarem Wasser. Ansonsten ist an Essen und Trinken nicht zu denken, ohne dass der Brechreiz einsetzt. Es wird auch wieder wärmer, die Temperatur steigt gleich wieder auf ca. 30 Grad. Fieber habe ich Gott sei Dank keins. Gut, dass ich faul auf einem Motor sitze und nicht ein Fahrrad bewegen muss. Die Strecke von Otjiwarango bis Karibib ist ein Kampf mit mir und meinem Magen. Ich gewinne schlussendlich, der Magen beruhigt sich ganz langsam und damit wird die Fahrt auch wieder angenehmer. Bis Swakopmund geht es auf einer gut asphaltierten Straße durch die Wüste. Ca. hundert Kilometer vor der Atlantikküste wird es kühler, die Luft wird deutlich feuchter und man kann das Wasser schon riechen. Die Vorstellung, dass ich vor acht Tagen und 4.000 km noch im indischen Ozean gebadet habe und heute Abend am Atlantik sein werde, hilft mir die Bauchschmerzen zu verdrängen. Um 17.00 Uhr komme ich in Swakopmund am Atlantik an und finde schnell eine schöne Pension zum Wohn- und Wohlfühlen.

Bildschirmfoto 2016-03-14 um 12.22.35Der erste Blick auf den Atlantik in Swakopmund

17.01.2016 Namibia, ab Swakopmund
Willkommen zurück in der Zivilisation. Alles ist so sauber. Die Armut versteckt sich. Das ist nicht mehr das Afrika, das ich aus Kenia, Uganda und Tansania kenne. Der deutsche Einfluss aus der Kolonialzeit ist nicht nur an der Kuchentheke mit Schwarzwälder-Kirsch im Café und den Straßennamen zu erkennen. Ich fühle mich wieder angekommen in der anderen, in meiner Welt, in der vieles selbstverständlich ist, was in Subsahara-Afrika so gut wie nicht verfügbar ist. Ich meine z.B. die westlichen Standards bei Hygiene und sanitären Einrichtungen. Entsorgung von Müll, die Sauberkeit auf den Straßen und vieles mehr. Nach den arabischen Ländern Ägypten und Sudan, nach der „Insel“ Äthiopien und den Wild-Afrika-Staaten Kenia, Uganda, Tansania, nach der Zauber-Insel Zanzibar treffe ich in Namibia und wahrscheinlich auch in Südafrika auf ein neues Gesicht des Kontinents. Die Landschaft, die Wüste, der Atlantik, die Berge, die Ebenen und vor allem der Himmel über Namibia sind monumental. Alles ist groß und gewaltig, scheint endlos. Ich freue mich riesig auf das Land und seine Landschaften.

18.01.2016 Swakopmund – Rehoboth
Ich fahre von Swakopmund nach Walfisbay am Atlantik entlang. Biege dann an der Düne 7, mit 100 Meter Höhe der größte Sandberg in der Gegend, in Walfisbay ab.

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Es geht weiter nach Osten, durch die Namib Naukluft Wüste, in Richtung Rehoboth. Die kurze Strecke bis Walfisbay ist asphaltiert und bildet den Auftakt zu einer Wahnsinns-Tour. Die restlichen 350 km sind „Gravel-Road“.

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Der Straßenbelag ist mal mehr und mal weniger tief geschottert. In den Senken sammelt sich das Wasser oder trockener Sand. Bloß nicht die Spur verlassen, sonst wird es auf zwei Rädern und mit ca. 450 KG Gewicht ziemlich wackelig. Namibia ist Offroad-Land. Die Natur hat sich viel Mühe gegeben, dich für die Strapazen auf den Schotterpisten mit pittoresken Landschaften zu entlohnen. Auf den Gravel-Roads in Namibia bin ich ein Lonesome Rider. Im Irgendwo im Nirgendwo triffst du stundenlang keine Menschenseele, kein Haus und geschweige denn eine Tankstelle. Du bist alleine mit deinem Motorrad in einer überwältigenden Landschaft.

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Das war eine der schönsten Tagestouren, die ich je unter den Rädern hatte. Aber auch die anstrengendste. Da ist zum Beispiel der Gamsbergpass, einer der bekanntesten Pässe Namibias; 2.334 m hoch und z.T. 11% Gefälle. Schon von Weitem und mehrere Stunden vor der Passeinfahrt, fällt der Gamsberg auf. Ein markanter Tafelberg aus Granit, der weithin sichtbar ist. Der Einstieg in den Pass kommt so spät, dass ich mich eigentlich schon damit abgefunden hatte, ihn verpasst zu haben. Die Straße windet sich in weiten Serpentinen zum Teil sehr steil nach oben. Immer wieder muss ich mich entscheiden, ob ich besser vor mich auf den Schotter schaue oder lieber den Ausblick über den Straßenrand genießen soll. Es ist auf der ganzen Strecke eine Art Ballance-Akt.

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Von der Passhöhe hat man dann einen atemberaubenden Panoramablick. Das sind die Momente und Bilder, die man im Kopf abfotografiert und sein Leben lang unvergesslich speichert.

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Bei der Weite des Himmels, sehe ich dunkle Regenwolken um mich herum. Ich habe Glück, dass sie sich nicht über mir öffnen.

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Meine Straße bleibt trocken. Wohl wissend, dass frischer Regen die Schotterpiste zu Schmierseife verwandeln kann, bin ich heil froh darüber. Da ich den ganzen Tag mangels Angebot nichts getrunken und gegessen habe, geht die Tour an die physische Substanz. Ich hatte einfach vergessen mir was einzupacken. Der halbe Liter Wasser in der Plastik-Flasche war ungenießbar warm. Überaus erleichtert finde ich am Ende dieser Königsetappe meiner Tour de Afrika in der Lake Oanob Lodge eine schöne Unterkunft. What a day! Im Zimmer neben mir wohnt David Heinen aus Hamburg. Er ist mit seiner KTM 690 in Namibia und Südafrika unterwegs. Im Gegensatz zu mir ist er ein begnadeter Schrauber vor dem Herrn. Im linken Koffer das Werkzeug und im rechten die Ersatzteile. Wir essen gemeinsam zu Abend und beschließen spontan am nächsten Tag ein Stück des Weges zusammen zu fahren. An diesem Abend wissen wir noch nicht, dass es der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein wird.

19.01.2016 Rehoboth – Keetmanshoop
‚David der Schrauber‘ deutet auf dem Weg zum Frühstück auf mein Vorderrad und weist mich in seiner unaufgeregten hanseatischen Art darauf hin, „dass ich da nu mal einen Platten habe!“. Er will mir nicht glauben, dass das der erste auf meiner Tour ist. Auch wirkt sein Blick skeptisch, als ich ihm meine fehlenden „Schrauber-Kenntnisse“ offenbare. Aus seinen Augen lese ich die Frage: „Wie bist Du nur ohne Panne bis hierhin gekommen?“ … und in diesem Augenblick frage ich mich das tatsächlich auch selber … David ist der richtige Mann, zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle. Er hilft mir den Platten zu reparieren. Wir fahren von Rehoboth aus nach Süden. Hier geht es über Mariental, auf der zentralen Hauptstraße B1, bis Keetmanshoop. Es geht immer an den Regenwolken entlang, jedoch ohne nass zu werden. Mir geht es gut, die Aussicht auf Himmel, Berge und Landschaft wirkt entspannend. Die 400 km sind „im Nu“ abgespult. Abends klönen wir bei „Geschnetzeltem vom Oryx“ und mehreren Malawi Shandy(2). Wir vereinbaren weitere Touren gemeinsam unter die Räder zu nehmen. Morgen geht es für die nächsten Tage wieder auf die Schotterpiste.

20.01.2016 Keetmanshoop – Canyon Roadhouse
Noch vor unserem Frühstück im Quiver Tree Forest Camp besuchen wir die beiden Geparden, die von der Lodgebesitzerin auf einem riesigen Areal gehalten werden. Es regnet ein wenig. Die Farmer sind jedoch froh um jeden Tropfen Wasser, der vom Himmel fällt. Man spricht hier von einer Jahrhundert-Dürre in diesem Jahr. David und ich packen unsere Motorräder, schauen uns in der Gegend noch die Köcherbäume an, bevor wir uns auf den Weg zu unserem Tagesziel, dem Canyon Roadhouse in der Nähe des Fishriver Canyons, machen.

IMG_2327Die ersten Kilometer gleichen dem Balancieren auf Schmierseife, weil der Regen die Oberfläche der Piste zu einem einem rutschigen Gemisch aus Sand, Steine und lehmiger Boden gemacht hat. Wir haben jedoch Glück mit dem Wetter. Es hört bald auf zu regnen und die Sonne kommt raus. Die Schotterpiste ist im Nu trocken und gut befahrbar.
Ich verbringe einen weiteren tollen Tag in der weiten und einsamen Natur Namibias. Diesmal zu zweit, was für mich eine willkommene Abwechslung ist. Nicht nur weil man sich austauschen und Freude teilen kann, sondern auch wegen der Sicherheit, die nun mitfährt. Die Strecken sind doch sehr einsam und es ist auf einmal ein gutes Gefühl nicht alleine zu sein. David macht mir mit seinen Geschichten von Unfällen, Pannen und anderem Missgeschick „on the road“ ein wenig Angst. Und ich frage mich, wie ich es bis hierher alleine und ohne Hilfe geschafft habe. Offensichtlich habe ich ich auf meiner Tour viel Glück gehabt – einen guten Schutzengel.

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Am Nachmittag kommen wir im Canyon Roadhouse an, einer besonderen Lodge, die David bereits kennt. Die alte restaurierte Farm ist voll mit Oldtimern, altem Werkzeug und Fahrzeugen aller Art. Die Wände sind dekoriert mit Nummernschilder aus aller Welt. Ich entdecke in der Bar auch eins aus Würzburg. Das Roadhouse ist ein Museum mitten in der Wüste. Nach der Geschichte, die man sich erzählt, hat ein deutsches Ehepaar die Farm in eine Lodge umfunktioniert und den umliegenden Farmern einen Tausch vorgeschlagen: Alte Autos gegen Freibier. Dieser Deal hat offensichtlich richtig gut funktioniert. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Zimmer und das Essen von guter bis sehr guter Qualität sind.

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Das Roadhouse verfügt über eine kleine nostalgische Tankstelle und liegt in der Nähe der Parkgrenze zum Fishriver Canyon, nach dem Grand Canyon in den USA ist dies der zweitgrößte Canyon der Welt. David und ich machen uns noch am gleichen Tag auf den Weg zum Canyon. Ein unbeschreiblicher Ausblick auf den Fishriver erwartet uns. Keine Menschenseele zu sehen. Wir sind die einzigen, die diesen Moment am Rand des Canyons, die unglaublich schöne Landschaft genießen. An diesem Abend geht wieder ein Tag zu Ende, den ich in meinem Leben nicht vergessen werde.

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Es sind zwar noch knapp 1.000 km bis Kapstadt, dem finalen Ziel meiner Tour, aber hier in der Wüste Namibias wird mir zum ersten Mal bewusst, welche Dimension diese Reise für mich hat. Die unzähligen Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen die ich in der doch relativ kurzen Zeit durchleben konnte, sind eine Verdichtung von „Wow-Erlebnissen“, die für mich sicher nur nach und nach zu verarbeiten sein wird. Die Fahrt durch die Negev-Wüste in Israel liegt immerhin drei Monate, der Sudan und Äthiopien 7 bzw. 8 Wochen zurück und ich bin immer noch auf Tour. In meinem Tagebuch notiere ich: „Die Reise kann ich nicht als Ganzes fassen. Zu groß!“ Diese Reise ist jedoch noch nicht zu Ende. Noch liegt Südafrika, mit der Kap-Region vor mir. Unter dem weiten Himmel Südwest-Afrikas beginnt sich nun meine „once in a lifetime experience“ zu entfalten.

21.01.2016 Canyon Roadhouse – Oranje River
Nach einem wunderbaren Frühstück in der Morgensonne fahren David und ich los. Es geht über Ai Ais, dem Thermalbad für Rheumakranke in der Wüste, weiter zum Oranje River, dem Grenzfluss zwischen Namibia und Südafrika. Alles auf Schotter. Oft wird die Fahrbahn zu sandig und man kommt schnell mal ins schlingern. Gut, dass ich das vollbepackte Motorrad immer wieder auf Spur bringen kann und es nur bei kurzen Adrenalinstößen bleibt. In Ai Ais halten wir an einer Thermalquelle, deren Wasser 60°C haben soll. In seiner trockenen hanseatischen Art grummelte David, dass das hier in der Wüste ja wohl keine Kunst sei. Wenn hier -1°C kaltes Wasser rauskäme, dann wäre das was „Dolles“. Weiter geht es auf Gravel Roads, die im Horizont nicht enden wollen. Es ist sehr heiß.

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Wir kommen am späten Nachmittag am Oranje River an und suchen uns auf der Namibischen Seite noch eine Unterkunft. Am nächsten Morgen soll es dann über die Grenze nach Südafrika gehen. Von 17 Grenzen wird das meine Letzte sein, für diese Tour. Das Finale beginnt. Ich fange an mir Gedanken über den Heimflug von Kapstadt zu machen. Am 5.2.2016 soll es soweit sein, dass ich mich von dem afrikanischen Kontinent verabschieden werde. Wehmut kommt auf. Bislang habe ich immer über ein “Ankommen” nachgedacht, jetzt gibt es doch immer häufiger den Gedanken an den “Abschied”.

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(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Caprivizipfel
(2) Ein Mixgetränk aus Ginger Ale, Lemon-Lime Soda und Gin.

 

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Zambia – Botswana

10.01.2016 Mbeya nach Mpika
Wie von Saidy von der African Garden Lodge in Isimila/Tansania vorgeschlagen, starte ich morgens früh ausgeruht zur 100 km entfernten Grenze nach Zambia in Tuduma. Der Himmel hängt zwar voller dunkler Regenwolken, es bleibt aber trocken. Anderthalb Stunden nur dauert das übliche Prozedere bei Customs und Imigration. Vielleicht geht es auch deshalb so schnell, weil ich inzwischen meine ganze Routine im Umgang mit Grenzbeamten ausspielen kann. Nach dem Grenzbaum folgt der Busch. Links und rechts der Straße versperrt halbhohes dichtes Gewächs die Aussicht auf mehr. Es geht stundenlang geradeaus, bei wenig bis gar keinem Verkehr. Wald, Sumpf und Busch.

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Gelangweilt zähle ich die Kilometer auf dem Tacho. Auch die Höhe von 1.500 m verändert sich kaum. Hätte mein Motorrad einen Autopiloten, hätte ich ihn angeschaltet und mir was zum Lesen besorgt. An dieser Langeweile bin ich jedoch selbst schuld. Zambia soll ein wunderschönes Land sein. Man muss eben nur Zeit und Muße haben, von der Hauptstraße nach links oder rechts abzubiegen. Von Beidem habe ich leider zu wenig … die habe ich ja auf Zanzibar gelassen 😉
In der Stadt Mpika finde ich am späten Nachmittag durch Zufall die Bayamara Lodge. Geführt wird sie von Andreas dem Deutschen, der schon seit 15 Jahre hier ist. Er leistet mir beim Abendessen und einigen Bieren lustige Gesellschaft. Heute bin ich 470 km weit gefahren. Morgen müssen es 650 km werden, wenn ich Lusaka erreichen will. Also wieder kein Abbiegen von der Hauptstraße. Ich bin heute über eine Zeitzone gefahren. Eine Stunde habe ich also gewonnen. „I am in hurry! Und das in Afrika!“.

11.01.2016 Mpika nach Lusaka
Um 7.30 Uhr bin ich aus meinem kleinen Chalet vor den Moskitos geflüchtet. Es ist trocken, die Sonne scheint und es hat frische 19 Grad. Es bleibt bis Mittag angenehm kühl bis zu 23 Grad. Danach heizt es sich auf 32 Grad auf und die Sonne scheint den ganzen Tag bei leichter Bewölkung. Ich fahre weiter durch Buschland ohne Aussicht auf Aussicht. Ich muss Kilometer ‚machen‘.  Der Reisetag verläuft wie geplant: Mpika, Serenja, Kapiri Mposhi, Lusaka.

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An der Straße werden Holzkohle, Tomaten, Butternuts und riesige Pilze angeboten. Regenzeit ist Pilzzeit. So richtig Regenzeit ist es allerdings nicht. El Ninjo ist schuld, dass es zu trocken für die Jahreszeit bleibt. Mir soll’s recht sein. Die 650 km von heute hätte ich im Regen wahrscheinlich nicht geschafft. Abends baue ich mein Zelt mal wieder auf.

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Dann sehe ich auf einem kurzen Spaziergang noch zwei Antilopen und Gazellen.

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Die Moskitos nerven. Ich hoffe keines der Biester überträgt Malaria. Anti-Mücken-Spray und Netz sollen mich davor schützen.

12.01.2016 Lusaka nach Livingstone
Mit dem festen Ziel vor Augen heute noch die Viktoriafälle in Livingstone zu sehen, stehe ich ganz früh auf, um mich auf den Weg zu machen. Am Nachmittag stehe ich dann wirklich mit gezückter Kamera und offenem Mund staunend vor diesem gewaltigen Naturschauspiel. Es sind zum Glück kaum Touristen da, die mir beim fotografieren im Weg stehen. Die Wassermassen des Sambesi Rivers, der donnernde Sound und der Sprühnebel beeindrucken mich und es ist wirklich ein berauschendes Erlebnis hier zu stehen. Ich steige auch noch zum Boiling-Pot ab. Dort treffen sich zwei Zuflüsse und verursachen einen riesigen Strudel. Von hier unten schaut man hoch auf die Victoria-Falls-Bridge. Ein Bungee Jumper stürzt sich von dort gerade mit lautem Schrei in die Tiefe. Eins ist klar: Das wäre nichts für mich. Das würde ich nicht überleben.

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Die Victoriafalls sind ein weiteres spektakuläre Weltkulturerbe der UNESCO, das auf meiner Reiseroute liegt. Einfach wundervoll und berauschend.

 

13.01.2016 Livingstone nach Chobe Nationalpark
Weil ich in den letzten Tagen so schnell unterwegs war und mehr Strecke gemacht habe, als ich geplant hatte, gönne ich mir einen kleinen Umweg über Botswana in den Chobe Nationalpark. Ein Besuch in diesem Park wurde mir von vielen Leuten, die ich unterwegs getroffen habe, ans Herz gelegt. Von Livingstone aus ist die Fahrt dorthin auch keine große Sache.
Bevor ich am Morgen in Richtung Botswana starte, gibt es noch eine kleine Anekdote, die ich nicht vorenthalten will. Gestern Abend habe ich, bei einem Guide in meinem Hotel, den Besuch im Devils Pool gebucht. Dieser Pool liegt spektakulär am Rand der Wasserfälle. D.h. man kann da rein springen und sich die Wasserfälle von oben anschauen – vorausgesetzt man hat genug Mut und keine Höhenangst. Dieses touristische Abenteuer ist nur möglich, wenn der Sambesi nicht zu viel Wasser führt. Alle Voraussetzungen waren gegeben. Der Guide und ich haben uns für 8.00 Uhr, nach dem Frühstück verabredet. Der Guide war zwar pünktlich, aber dermaßen besoffen, dass er sich kaum auf den Füßen halten konnte. Bevor der mir vom Moped fällt und ich den Wasserfall runter, habe ich diesen Programmpunkt spontan gestrichen. Alkohol ist in Zambia wohl ein größeres Problem, und wie ich später erfahre vor allem unter der weiblichen Bevölkerung verbreitet.
Etwas ernüchtert fahre ich von Livingstone los und lande mittags in der Safari-Lodge am Chobe Nationalpark. Die Lodge liegt in der oberen Luxus-Kategorie meiner Unterkünfte während der Tour. Sie liegt wild-romantisch direkt am Chobe Fluß.

Safari-Lodge

Am Abend unternehme ich gleich eine Sunsetcruise durch eine wunderbare Flusslandschaft mit einem unglaublichen Tierreichtum. Auf der Fahrt flussaufwärts haben wir tollen Sonneschein, nach der Wende zieht dann jedoch ein heftiges Gewitter auf und entlädt sich mit Regen, Donner und Blitz. Dazwischen wölbt sich ein praller Regenbogen über uns. Besser kann man eine Safari nicht inszenieren.

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Die Natur in Afrika gibt sich selbst ’ne Party und wir dürfen dabei zuschauen. Beim Dinner werde ich von einem jungen afrikanischen Ehepaar mit Kind dazu eingeladen, ihnen Gesellschaft zu leisten, was ich gerne annehme. Der Ehemann und Vater Sylvain sprach mich nachmittags schon am Parkplatz auf mein Motorrad an und verrät mir, dass er auch liebend gerne Motorrad fahren würde, wenn seine Frau wegen des Unfallrisikos nicht strikt dagegen wäre. Wir vereinbaren unter Männern, dass ich mich als Fürsprecher bei seiner Frau einsetzen würde. Das war wohl auch der Grund der Einladung. Nun hatte ich den ganzen Abend und den nächsten Vormittag Zeit, Angelique, seine Frau, davon zu überzeugen, ihrem Mann das Hobby auf zwei Rädern zu erlauben. Die Zeit und die Gespräche mit den beiden waren sehr lehrreich für mich. Er war in der Demokratischen Republik Kongo 30 Tage im Gefängnis eingesperrt, weil er als Mitglieder der Opposition regierungsfeindliche Informationen veröffentlichte. Sie hatte einen amerikanischen Pass und für die Freilassung des Vaters ihres gemeinsamen Sohnes gekämpft wie eine Löwin. Jetzt leben sie in Johannesburg/Südafrika. Neben der Politik war Gott und die Welt das Thema und wir haben uns wunderbar verstanden. Als ich sie am nächsten Morgen unter vier Augen um den Gefallen gebeten habe, ihrem Mann das Motorradfahren zu erlauben, schaute sie verstört, nickte aber zustimmend. Da war ein „big hug“ fällig. Mittlerweile weiß ich, dass in der Familie für eine BMW GS 800 gespart wird. Ich freue mich schon auf eine gemeinsame Tour in Südafrika mit Sylvain.

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Vorher, d.h. am frühen Morgen um 5.45 Uhr, sind wir alle noch im gemeinsamen „early morning drive“ durch den Park gefahren. Eine Safari zum Sonnenaufgang zeigt das Wildlife in einem anderen Licht. Wir sahen viele Elefanten und Hippos am Fluß, Giraffen unter den Bäumen, einen Schakal, der die Geier an einem Elephanten-Kadaver verscheuchte und einen afrikanischen Seeadler, der von der Baumspitze stolz sein Revier beobachtete.

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Der Chobe Nationalpark zeigt sich von der besten Seite. Ich kann diesen Park nur empfehlen, wie übrigens auch die Safari-Lodge.

 

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Tansania – on the road again

08.01.2016 Dar es Salaam nach Isimila/Iringa
Nach vier Wochen stationärem Aufenthalt auf Zanzibar habe ich mich heute wieder auf den Weg gemacht. Nach Goethe reist man ja schließlich nicht um anzukommen, sondern um unterwegs zu sein. Für den kommenden Abschnitt der Tour an die Westküste Afrikas, nehme ich das Zitat des Meisters ziemlich ernst. Die fast 4.000 km vom Indischen Ozean bis zum Atlantik will ich so schnell wie möglich schaffen, damit ich ausreichend Zeit für Namibia und Südafrika habe. Ausgeruht und mit frischem Schwung nehme ich die Transitfahrt quer durch den Kontinent in Angriff. Am ersten Tag fahre ich 460 km bis nach Iringa. Die Strecke führt unter anderem durch den Mikumi Nationalpark. Am Straßenrand sehe ich Elefanten, Zebras, Giraffen, Warthaks und Gazellen. Einfach so vom Motorrad aus. Aus gutem Grund darf man meist nur 30 km/h fahren und nicht anhalten.

Elefants on the road

Wenn so ein Elefantenbulle die Ohren stellt und auf dich zu kommt, weil er von dem Motorgeräusch genervt ist, dann ist es gesünder, du fährst weiter. Weiter geht es am Rand des Udzungwa Mountains Nationalparks vorbei. Eine wundervolle Fahrt, wie durch eine Mittelgebirgslandschaft. Schöne weite Kurven, grün bewachsene Berge, ein langes Tal und ein Pass auf 1.650 m Höhe. Bei der Fahrt auf Iringa zu, gibt es dann wieder die aufgehäufte Riesen-Steinhügel, wie ich sie schon in Mwanza, im Norden Tansanias gesehen habe.

Und zur Feier des Tages, nach meiner Ankunft in Iringa, regnet es. Seit heute befinde ich mich in der „Heavy Rainseason“ im südlichen Afrika. Sie wird mich bis Südafrika fordern. Heute war es ein kurzer heftiger Schauer mit Gewitter. Ich bin zum Glück trocken geblieben, weil ich schon in meiner Unterkunft, der auf 1.670 m Höhe liegenden Isimila Stone Age Lodge, angekommen war. Die zwanzig Kilometer südwestlich von Iringa liegende Lodge wird von Kerstin und Saidy aus Potsdam geführt. Als ich ankomme begrüßte mich die kleine Tochter von Kerstin mit dem Satz: „Die Mama putzt gerade deine Hütte“.

Motorrad vor Hütte

Bis vor fünf Jahren hatten Kerstin und Saidy am Stößensee in Berlin ein Restaurant, bevor Saidy das Grundstück hier im Busch gekauft hat. Kerstin macht mir ein Rindersteak mit Kartoffeln und Gemüse. Es ist kühl in der Lodge. Wenn es morgen genauso gut läuft wie heute, bin ich abends schon in Zambia.

09.01.2016 Iringa/Isimila nach Mbeya
Saidy überzeugt mich davon, dass es besser sei heute nur bis nach Mbeya zu fahren und dann morgen ganz früh nach Tunduma an die Grenze. Nach meinen bisherigen negativen „Grenzerfahrungen“ hat er wahrscheinlich recht und es ist sicher besser, morgens ausgeschlafen die Formalitäten zu absolvieren, als dies unter Zeitdruck am Nachmittag zu erledigen. Dieser Plan gibt mir auch noch zwei Stunden Zeit, nach einem reichhaltigen Frühstück die Besonderheit des Ortes hier kennen zu lernen. Nicht weit von der Lodge und zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen, liegt ein Tal in dem internationale Archäologen Reste aus der Steinzeit gefunden haben. Was mich jedoch noch mehr fasziniert, sind die Lehmsäulen, die die Natur in vielen tausend Jahren in dem ehemaligen Flussbett geformt hat. Die höchsten Säulen erreichen sogar 30 Meter und sind imposant anzusehen.

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Nach dem beeindruckenden Morgenspaziergang fiel mir die Verabschiedung von einem sehr schönen Ort und zwei wunderbaren Menschen schwer. Gerne empfehle ich die Lodge von Kerstin und Saidy für Menschen weiter, die mitten in Tansania, an einem historischen Ort Urlaub machen wollen. Auch der große Ruha-Nationalpark ist nicht weit. Hier geht es zur Website: http://www.isimila-african-garden.de

Bildschirmfoto 2016-02-03 um 05.39.10Saidy mit seiner Tochter Malaika von der African Garden Lodge in Isimila

Bye the way, Miriam Makeba, die wundervolle „Mama Afrika“, berührt mit Ihrem Lied „Malaika“ die Herzen. (Malaika = Engel)

Beflügelt von Malaika und gut gelaunt starte ich um 10.30 Uhr durch nach Mbeya. Heute ist es eine Fahrt, die mich möglichst schnell ans Ziel führen soll. Tatsächlich muss ich auf den 320 km nur einmal absteigen und auch gleich eine längere Pause einlegen, weil für den „Prime-Minister“ die Straße gesperrt wird. Mit seiner Eskorte ist das Staatsoberhaupt von Tansania unterwegs nach Dar es Salaam, wie mir der Polizist mitteilt. Ich nutze die Zwangspause, um mir frische Pommes und eine Cola zu gönnen und Beine und Rücken etwas zu entspannen.

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Die Fahrt selbst fordert meine ganze Aufmerksamkeit. Viele Schlaglöcher wollen rechtzeitig gesehen werden und die tiefen Spurrillen, die von LKW’s und Bussen während der Trockenzeit in den heißen Asphalt gegraben wurden, wollen ausbalanciert sein. Zwischendurch geht mein Blick immer wieder zum Himmel … sind die Regenwolken schon bereit zum Entladen? Ich habe wieder einmal Glück und fahre im Trockenen. Aber der Regen ist nötig und so zeigt sich Afrika bzw. Tansania in der Regenzeit von seiner grünen Seite.

 

Dieter Schneider am Kap: Finale einer großen Reise (Main-Post)


Nach genau 20 062 Kilometern auf dem Motorrad durch 17 Länder, davon zehn auf dem afrikanischen Kontinent, hat der Würzburger Dieter Schneider Cape Town erreicht: Er ist am Ziel seiner abenteuerlichen Reise. Seine Frau und seine Tochter in Rottenbauer wird dies besonders freuen. Am 5. Oktober vergangenen Jahres war er dort morgens von seinem Haus aufgebrochen. An diesem Dienstag nun war Schneider am Fuße des Tafelbergs.

Die Fahrt durch Namibia und Südafrika ans Kap der Guten Hoffnung, dem südwestlichen Zipfel Afrikas, sei landschaftlich noch einmal ein Höhepunkt gewesen, berichtet Schneider: „Als ich den Tafelberg von Cape Town am Horizont sah, beschlich mich ein gemischtes Gefühl unterm Helm. Es überwog zwar die Freude darüber, es geschafft zu haben, jedoch war ein wenig Wehmut dabei, dass das Abenteuer auf zwei Rädern nun zu Ende geht.“
weiterlesen … (Quelle: Main Post – Herbert Kriener)

In 111 Tagen von Würzburg ans Kap der Guten Hoffnung (Kap Express)

Auf seiner Reise durch 17 Länder hat Dieter Schneider nach 20.062 km auf dem Motorrad Kapstadt erreicht. Im Interview erzählt er von seinem Abenteuer.

Interview über die Tour durch Afrika mit dem KAP EXPRESS

Kap Express: Was hat dich bewogen, die Strapazen auf dich zu nehmen?
Dieter Schneider: Es war seit meiner Jugend der Traum einmal eine ganz große Tour mit dem Motorrad zu machen. Die Motive für Transafrika sind vielfältig: Abenteuerlust, Zigeunerblut, Trauerverarbeitung und die Neugier die Komplexität des Kontinents zu erfahren.

Kap Express: Was waren die grössten Herausforderungen während der Vorbereitung?
Dieter Schneider: Da mir die meisten meiner Freunde davon abrieten, habe ich mich sehr intensiv vorbereitet. Ich habe fast alle Reiseberichte gelesen bis hin zu den Reisewarnungen des Auswärtigen Amts in Deutschland. Von der Durchfahrt des Sinais wurde mir abgeraten. Der Sudan sei gefährlich und Äthiopien unberechenbar. Mein Motorrad wurde von meiner Werkstatt Afrika-tauglich gemacht. In Tel Aviv war der Reifenwechsel geplant und durchgeführt.

Kap Express: Beschreibe kurz die Route und warum diese Route gewählt hast.
Dieter Schneider: Die Landschaften, Wildlife, die Nationalparks etc. hat mich an Ostafrika gereizt. Von Tansania durch Zambia nach Namibia bin ich zur Südwestküste. Leider musste ich dadurch Malawi und Mozambik auslassen. Die Wüsten Namibias haben mich dafür entschädigt.

weiterlesen und viele Bilder … (Kap Express)

Mit Basketball aus der Isolation (Main-Post)

Auf seiner abenteuerlichen Fahrt mit dem Motorrad von Würzburg an das südliche Ende Afrikas hat der Würzburger Dieter Schneider zum letzten Mal den Äquator überquert und ist auf der Insel Sansibar vor der Ostküste Tansanias „gestrandet“. Bei sommerlichen Temperaturen genießt er das Meer, schwimmt hinter Delfinen her und legt hier erst einmal einen Urlaub ein.

Nun hat er Zeit, sich seiner vielen Erlebnisse zuletzt bei der Durchquerung Ugandas zu erinnern … weiterlesen auf Mainpost

Quelle: Main Post, Herbert Kriener