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Äthiopien

27.Oktober 2015 Von Gedaref/Sudan nach Gondar/Äthiopien
Um 7.00 Uhr in der Früh starte ich in Gedaref. Ich möchte die Grenze nach Äthiopien so früh wie möglich erreichen, damit ich es an diesem Tag noch die 350 km nach Gondar in Äthiopien schaffe. Der Grenzübergang ist putzig. Ich habe das Visum für Äthiopien bereits im Pass. Daher geht es mit den „Customs“ und der „Imigration“ auf beiden Seiten fix. Nach der schlechten Erfahrung in Ägypten war dieser Grenzübergang ein Kinderspiel. Ich komme aus dem Sudan, einem sehr armen Land und fahre nun durch Äthiopien, einem noch ärmerem, einem der ärmsten Länder der Welt. Ich kann es mir eigentlich kaum vorstellen, aber ich nehme es doch auf und neben der Straße wahr. Das erste Benzin kommt dann aus der Kanne.

Eine Kanne Benzin

Im Unterschied zum Sudan betteln in Äthiopien die Kinder und sind unangenehm aufdringlich. Das „Hey, you, you, you! Where are you going?“, wird mich bis an die Grenze im Süden in Moyale begleiten und nerven.

Kids on the road

Doch zunächst freue ich mich auf das Hochland. Grob die Hälfte des Landes, das zu Kaiserszeiten Abessinien genannt wurde, liegt über 1.200 m hoch. Ein Viertel immer noch um die 1.800 m und einzelne Berge übersteigen die 4.000 m-Grenze. Ein Beispiel ist der Mt. Guma (4.231m), den ich auf der Fahrt von Gondar nach Lalibela nördlich passiere und der ein eindrucksvolles Bild bietet. Äthiopien ist das „Dach Afrikas“.
Das Leben findet hier auf und neben der Straße statt. Mir wird auf den Fahrten nicht langweilig. Vor allem muss ich neben den Schlaglöchern auf den staubigen Straßen auch permanent auf Kinder und Tiere aufpassen, die neben, aber auch mitten auf der Straße herumlaufen. Ein Zeichen dafür, dass hier nicht viele Fahrzeuge unterwegs sind. Das fällt mitunter schwer, weil die Aussichten runter in die Täler und auf die Berge meine Aufmerksamkeit magisch anziehen. Die Landschaften hier oben sind umwerfend schön.

Weite Sicht

Es überrascht mich, dass auf 3.500 m immer noch Landwirtschaft betrieben wird. Das Klima ist mit 25 Grad angenehm, die Kurven reichlich. Ideal zum Motorradfahren. Bis sich hinter mir bedrohlich der Himmel verdunkelt. Es riecht nach Regen. Mir gelingt es dem Regen davon zu fahren. Nachdem ich in den Bergen unzählige Höhenmeter absolviert habe, komme ich am späten Nachmittag in Gondar an. Aus dem beschaulichen und armen Hochland erreiche ich eine quirlige Stadt, die 2.100 m über dem Meeresspiegel liegt. Die Stadt und der Bezirk Gondar ist Teil der Region Amhara und amharisch ist die Amtssprache in Äthiopien. Die ehemalige kaiserliche Residenzstadt hat ca. 220.000 Einwohner und mit den Fasilidas Palast-Ruinen ein wunderschönes Unesco-Weltkulturerbe. Ich folge der Empfehlung meines GPS-Gerätes und finde die Fasil Lodge, ganz in der Nähe des Gemp, der mittelalterlichen Festungsstadt. Hier trinke ich mein erstes Bier seit Langem. Ein deutliches Zeichen, dass die vom Islam dominierte Kultur in Ägypten und Sudan hinter mir liegt (vorerst). Wieder einmal geht ein wunderbarer Tag zu Ende. Großes Kino auf dem Hochland von Abessinien! Äthiopien weiterlesen