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Zambia – Botswana

10.01.2016 Mbeya nach Mpika
Wie von Saidy von der African Garden Lodge in Isimila/Tansania vorgeschlagen, starte ich morgens früh ausgeruht zur 100 km entfernten Grenze nach Zambia in Tuduma. Der Himmel hängt zwar voller dunkler Regenwolken, es bleibt aber trocken. Anderthalb Stunden nur dauert das übliche Prozedere bei Customs und Imigration. Vielleicht geht es auch deshalb so schnell, weil ich inzwischen meine ganze Routine im Umgang mit Grenzbeamten ausspielen kann. Nach dem Grenzbaum folgt der Busch. Links und rechts der Straße versperrt halbhohes dichtes Gewächs die Aussicht auf mehr. Es geht stundenlang geradeaus, bei wenig bis gar keinem Verkehr. Wald, Sumpf und Busch.

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Gelangweilt zähle ich die Kilometer auf dem Tacho. Auch die Höhe von 1.500 m verändert sich kaum. Hätte mein Motorrad einen Autopiloten, hätte ich ihn angeschaltet und mir was zum Lesen besorgt. An dieser Langeweile bin ich jedoch selbst schuld. Zambia soll ein wunderschönes Land sein. Man muss eben nur Zeit und Muße haben, von der Hauptstraße nach links oder rechts abzubiegen. Von Beidem habe ich leider zu wenig … die habe ich ja auf Zanzibar gelassen 😉
In der Stadt Mpika finde ich am späten Nachmittag durch Zufall die Bayamara Lodge. Geführt wird sie von Andreas dem Deutschen, der schon seit 15 Jahre hier ist. Er leistet mir beim Abendessen und einigen Bieren lustige Gesellschaft. Heute bin ich 470 km weit gefahren. Morgen müssen es 650 km werden, wenn ich Lusaka erreichen will. Also wieder kein Abbiegen von der Hauptstraße. Ich bin heute über eine Zeitzone gefahren. Eine Stunde habe ich also gewonnen. „I am in hurry! Und das in Afrika!“.

11.01.2016 Mpika nach Lusaka
Um 7.30 Uhr bin ich aus meinem kleinen Chalet vor den Moskitos geflüchtet. Es ist trocken, die Sonne scheint und es hat frische 19 Grad. Es bleibt bis Mittag angenehm kühl bis zu 23 Grad. Danach heizt es sich auf 32 Grad auf und die Sonne scheint den ganzen Tag bei leichter Bewölkung. Ich fahre weiter durch Buschland ohne Aussicht auf Aussicht. Ich muss Kilometer ‚machen‘.  Der Reisetag verläuft wie geplant: Mpika, Serenja, Kapiri Mposhi, Lusaka.

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An der Straße werden Holzkohle, Tomaten, Butternuts und riesige Pilze angeboten. Regenzeit ist Pilzzeit. So richtig Regenzeit ist es allerdings nicht. El Ninjo ist schuld, dass es zu trocken für die Jahreszeit bleibt. Mir soll’s recht sein. Die 650 km von heute hätte ich im Regen wahrscheinlich nicht geschafft. Abends baue ich mein Zelt mal wieder auf.

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Dann sehe ich auf einem kurzen Spaziergang noch zwei Antilopen und Gazellen.

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Die Moskitos nerven. Ich hoffe keines der Biester überträgt Malaria. Anti-Mücken-Spray und Netz sollen mich davor schützen.

12.01.2016 Lusaka nach Livingstone
Mit dem festen Ziel vor Augen heute noch die Viktoriafälle in Livingstone zu sehen, stehe ich ganz früh auf, um mich auf den Weg zu machen. Am Nachmittag stehe ich dann wirklich mit gezückter Kamera und offenem Mund staunend vor diesem gewaltigen Naturschauspiel. Es sind zum Glück kaum Touristen da, die mir beim fotografieren im Weg stehen. Die Wassermassen des Sambesi Rivers, der donnernde Sound und der Sprühnebel beeindrucken mich und es ist wirklich ein berauschendes Erlebnis hier zu stehen. Ich steige auch noch zum Boiling-Pot ab. Dort treffen sich zwei Zuflüsse und verursachen einen riesigen Strudel. Von hier unten schaut man hoch auf die Victoria-Falls-Bridge. Ein Bungee Jumper stürzt sich von dort gerade mit lautem Schrei in die Tiefe. Eins ist klar: Das wäre nichts für mich. Das würde ich nicht überleben.

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Die Victoriafalls sind ein weiteres spektakuläre Weltkulturerbe der UNESCO, das auf meiner Reiseroute liegt. Einfach wundervoll und berauschend.

 

13.01.2016 Livingstone nach Chobe Nationalpark
Weil ich in den letzten Tagen so schnell unterwegs war und mehr Strecke gemacht habe, als ich geplant hatte, gönne ich mir einen kleinen Umweg über Botswana in den Chobe Nationalpark. Ein Besuch in diesem Park wurde mir von vielen Leuten, die ich unterwegs getroffen habe, ans Herz gelegt. Von Livingstone aus ist die Fahrt dorthin auch keine große Sache.
Bevor ich am Morgen in Richtung Botswana starte, gibt es noch eine kleine Anekdote, die ich nicht vorenthalten will. Gestern Abend habe ich, bei einem Guide in meinem Hotel, den Besuch im Devils Pool gebucht. Dieser Pool liegt spektakulär am Rand der Wasserfälle. D.h. man kann da rein springen und sich die Wasserfälle von oben anschauen – vorausgesetzt man hat genug Mut und keine Höhenangst. Dieses touristische Abenteuer ist nur möglich, wenn der Sambesi nicht zu viel Wasser führt. Alle Voraussetzungen waren gegeben. Der Guide und ich haben uns für 8.00 Uhr, nach dem Frühstück verabredet. Der Guide war zwar pünktlich, aber dermaßen besoffen, dass er sich kaum auf den Füßen halten konnte. Bevor der mir vom Moped fällt und ich den Wasserfall runter, habe ich diesen Programmpunkt spontan gestrichen. Alkohol ist in Zambia wohl ein größeres Problem, und wie ich später erfahre vor allem unter der weiblichen Bevölkerung verbreitet.
Etwas ernüchtert fahre ich von Livingstone los und lande mittags in der Safari-Lodge am Chobe Nationalpark. Die Lodge liegt in der oberen Luxus-Kategorie meiner Unterkünfte während der Tour. Sie liegt wild-romantisch direkt am Chobe Fluß.

Safari-Lodge

Am Abend unternehme ich gleich eine Sunsetcruise durch eine wunderbare Flusslandschaft mit einem unglaublichen Tierreichtum. Auf der Fahrt flussaufwärts haben wir tollen Sonneschein, nach der Wende zieht dann jedoch ein heftiges Gewitter auf und entlädt sich mit Regen, Donner und Blitz. Dazwischen wölbt sich ein praller Regenbogen über uns. Besser kann man eine Safari nicht inszenieren.

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Die Natur in Afrika gibt sich selbst ’ne Party und wir dürfen dabei zuschauen. Beim Dinner werde ich von einem jungen afrikanischen Ehepaar mit Kind dazu eingeladen, ihnen Gesellschaft zu leisten, was ich gerne annehme. Der Ehemann und Vater Sylvain sprach mich nachmittags schon am Parkplatz auf mein Motorrad an und verrät mir, dass er auch liebend gerne Motorrad fahren würde, wenn seine Frau wegen des Unfallrisikos nicht strikt dagegen wäre. Wir vereinbaren unter Männern, dass ich mich als Fürsprecher bei seiner Frau einsetzen würde. Das war wohl auch der Grund der Einladung. Nun hatte ich den ganzen Abend und den nächsten Vormittag Zeit, Angelique, seine Frau, davon zu überzeugen, ihrem Mann das Hobby auf zwei Rädern zu erlauben. Die Zeit und die Gespräche mit den beiden waren sehr lehrreich für mich. Er war in der Demokratischen Republik Kongo 30 Tage im Gefängnis eingesperrt, weil er als Mitglieder der Opposition regierungsfeindliche Informationen veröffentlichte. Sie hatte einen amerikanischen Pass und für die Freilassung des Vaters ihres gemeinsamen Sohnes gekämpft wie eine Löwin. Jetzt leben sie in Johannesburg/Südafrika. Neben der Politik war Gott und die Welt das Thema und wir haben uns wunderbar verstanden. Als ich sie am nächsten Morgen unter vier Augen um den Gefallen gebeten habe, ihrem Mann das Motorradfahren zu erlauben, schaute sie verstört, nickte aber zustimmend. Da war ein „big hug“ fällig. Mittlerweile weiß ich, dass in der Familie für eine BMW GS 800 gespart wird. Ich freue mich schon auf eine gemeinsame Tour in Südafrika mit Sylvain.

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Vorher, d.h. am frühen Morgen um 5.45 Uhr, sind wir alle noch im gemeinsamen „early morning drive“ durch den Park gefahren. Eine Safari zum Sonnenaufgang zeigt das Wildlife in einem anderen Licht. Wir sahen viele Elefanten und Hippos am Fluß, Giraffen unter den Bäumen, einen Schakal, der die Geier an einem Elephanten-Kadaver verscheuchte und einen afrikanischen Seeadler, der von der Baumspitze stolz sein Revier beobachtete.

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Der Chobe Nationalpark zeigt sich von der besten Seite. Ich kann diesen Park nur empfehlen, wie übrigens auch die Safari-Lodge.

 

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Tansania – on the road again

08.01.2016 Dar es Salaam nach Isimila/Iringa
Nach vier Wochen stationärem Aufenthalt auf Zanzibar habe ich mich heute wieder auf den Weg gemacht. Nach Goethe reist man ja schließlich nicht um anzukommen, sondern um unterwegs zu sein. Für den kommenden Abschnitt der Tour an die Westküste Afrikas, nehme ich das Zitat des Meisters ziemlich ernst. Die fast 4.000 km vom Indischen Ozean bis zum Atlantik will ich so schnell wie möglich schaffen, damit ich ausreichend Zeit für Namibia und Südafrika habe. Ausgeruht und mit frischem Schwung nehme ich die Transitfahrt quer durch den Kontinent in Angriff. Am ersten Tag fahre ich 460 km bis nach Iringa. Die Strecke führt unter anderem durch den Mikumi Nationalpark. Am Straßenrand sehe ich Elefanten, Zebras, Giraffen, Warthaks und Gazellen. Einfach so vom Motorrad aus. Aus gutem Grund darf man meist nur 30 km/h fahren und nicht anhalten.

Elefants on the road

Wenn so ein Elefantenbulle die Ohren stellt und auf dich zu kommt, weil er von dem Motorgeräusch genervt ist, dann ist es gesünder, du fährst weiter. Weiter geht es am Rand des Udzungwa Mountains Nationalparks vorbei. Eine wundervolle Fahrt, wie durch eine Mittelgebirgslandschaft. Schöne weite Kurven, grün bewachsene Berge, ein langes Tal und ein Pass auf 1.650 m Höhe. Bei der Fahrt auf Iringa zu, gibt es dann wieder die aufgehäufte Riesen-Steinhügel, wie ich sie schon in Mwanza, im Norden Tansanias gesehen habe.

Und zur Feier des Tages, nach meiner Ankunft in Iringa, regnet es. Seit heute befinde ich mich in der „Heavy Rainseason“ im südlichen Afrika. Sie wird mich bis Südafrika fordern. Heute war es ein kurzer heftiger Schauer mit Gewitter. Ich bin zum Glück trocken geblieben, weil ich schon in meiner Unterkunft, der auf 1.670 m Höhe liegenden Isimila Stone Age Lodge, angekommen war. Die zwanzig Kilometer südwestlich von Iringa liegende Lodge wird von Kerstin und Saidy aus Potsdam geführt. Als ich ankomme begrüßte mich die kleine Tochter von Kerstin mit dem Satz: „Die Mama putzt gerade deine Hütte“.

Motorrad vor Hütte

Bis vor fünf Jahren hatten Kerstin und Saidy am Stößensee in Berlin ein Restaurant, bevor Saidy das Grundstück hier im Busch gekauft hat. Kerstin macht mir ein Rindersteak mit Kartoffeln und Gemüse. Es ist kühl in der Lodge. Wenn es morgen genauso gut läuft wie heute, bin ich abends schon in Zambia.

09.01.2016 Iringa/Isimila nach Mbeya
Saidy überzeugt mich davon, dass es besser sei heute nur bis nach Mbeya zu fahren und dann morgen ganz früh nach Tunduma an die Grenze. Nach meinen bisherigen negativen „Grenzerfahrungen“ hat er wahrscheinlich recht und es ist sicher besser, morgens ausgeschlafen die Formalitäten zu absolvieren, als dies unter Zeitdruck am Nachmittag zu erledigen. Dieser Plan gibt mir auch noch zwei Stunden Zeit, nach einem reichhaltigen Frühstück die Besonderheit des Ortes hier kennen zu lernen. Nicht weit von der Lodge und zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen, liegt ein Tal in dem internationale Archäologen Reste aus der Steinzeit gefunden haben. Was mich jedoch noch mehr fasziniert, sind die Lehmsäulen, die die Natur in vielen tausend Jahren in dem ehemaligen Flussbett geformt hat. Die höchsten Säulen erreichen sogar 30 Meter und sind imposant anzusehen.

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Nach dem beeindruckenden Morgenspaziergang fiel mir die Verabschiedung von einem sehr schönen Ort und zwei wunderbaren Menschen schwer. Gerne empfehle ich die Lodge von Kerstin und Saidy für Menschen weiter, die mitten in Tansania, an einem historischen Ort Urlaub machen wollen. Auch der große Ruha-Nationalpark ist nicht weit. Hier geht es zur Website: http://www.isimila-african-garden.de

Bildschirmfoto 2016-02-03 um 05.39.10Saidy mit seiner Tochter Malaika von der African Garden Lodge in Isimila

Bye the way, Miriam Makeba, die wundervolle „Mama Afrika“, berührt mit Ihrem Lied „Malaika“ die Herzen. (Malaika = Engel)

Beflügelt von Malaika und gut gelaunt starte ich um 10.30 Uhr durch nach Mbeya. Heute ist es eine Fahrt, die mich möglichst schnell ans Ziel führen soll. Tatsächlich muss ich auf den 320 km nur einmal absteigen und auch gleich eine längere Pause einlegen, weil für den „Prime-Minister“ die Straße gesperrt wird. Mit seiner Eskorte ist das Staatsoberhaupt von Tansania unterwegs nach Dar es Salaam, wie mir der Polizist mitteilt. Ich nutze die Zwangspause, um mir frische Pommes und eine Cola zu gönnen und Beine und Rücken etwas zu entspannen.

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Die Fahrt selbst fordert meine ganze Aufmerksamkeit. Viele Schlaglöcher wollen rechtzeitig gesehen werden und die tiefen Spurrillen, die von LKW’s und Bussen während der Trockenzeit in den heißen Asphalt gegraben wurden, wollen ausbalanciert sein. Zwischendurch geht mein Blick immer wieder zum Himmel … sind die Regenwolken schon bereit zum Entladen? Ich habe wieder einmal Glück und fahre im Trockenen. Aber der Regen ist nötig und so zeigt sich Afrika bzw. Tansania in der Regenzeit von seiner grünen Seite.